Vereinsnews

09 Jan, 2024

Ciro : Wie ein blinder Hund zum Therapiehund wurde

Wie ein blinder Hund doch noch sein Glück fand und nun den Menschen hilft 

Das Jahr 2014:
Es war im Oktober 2014, als Alfonso vormittags eine Tierklinik in der Gemeinde Battipaglia in Kampanien aufsuchte, um nach einem seiner Hunde zu sehen, der dort am Tag zuvor operiert worden war.
Der dortige Tierarzt, Dr.Enrico Lanaro, machte ihn bei dieser Gelegenheit auf einen in einer Box liegenden blinden Hund aufmerksam, der ihm sehr leid tat.
Der Tierarzt erzählte , dass der blinde Hund von der Veterinärbehörde beschlagnahmt worden sei und dass er nun in ein Hundelager in Kalabrien gebracht werden sollte, in dem sich bereits über 1000 eingesperrte Hunde befänden.
Die Zustände in einem solchen Lager sind für alle gesunden Hunde schon oft katastrophal, für einen blinden Hund wären sie schier unerträglich.
Es hätte seinen sicheren und einsamen Tod bedeutet.
Dies wollten Dr. Lanaro und Alfonso auf keinen Fall zulassen!

Es folgte dann ein mühsamer und zäher Kampf Alfonsos mit den zuständigen Behörden und dem Leiter des Lagers, in das Ciro gebracht werden sollte, um ihn mit in sein Refugium nehmen zu dürfen. Denn jeder Hund mehr bringt diesen Betreibern mehr Geld pro Tag von der Gemeinde.
Doch Alfonso blieb hartnäckig und schaffte es, dem armen Ciro dieses furchtbare Schicksal zu ersparen, indem er ihn mit in sein Refugium Carmine Longo in Pontecagnano nahm.

Das Jahr 2021:
Ciro lebte nun seit über 6 Jahren im Refugium von Alfonso, von allen geliebt und stets gut versorgt.
Aber ein richtiges Zuhause, eine eigene Familie, die ihn aufgenommen hätte, hatte er nie gefunden, obwohl er mit seiner Blindheit stets gut zurechtkam und auch im Wesen ein ganz lieber Kerl ist. Alles schien darauf hinaus zu laufen, dass er sein Leben im Refugium verbringen würde.

Das Jahr 2022:
Doch dann nahm sein Leben eine wunderbare und nie geglaubte Wende, indem sich eine Familie meldete, die Ciro ein Zuhause geben wollte.
Trotz seines Alters.
Trotz seiner Blindheit!
Wir waren überglücklich und alle freuten sich so sehr für Ciro!

Das Jahr 2023 aus Sicht seiner jetzigen Familie :

Zu unserem ersten blinden Hund kamen wir ganz unbeabsichtigt und zufällig. Wir hatten uns entschieden, eine Hündin aus Rumänien zu adoptieren und wurden in diesem Zuge von den dortigen Tierschützern gefragt, ob wir nicht auch ihren blinden, alten Kumpel dazu nehmen wollten, da sie sich so lieb um ihn kümmere und er doch recht aufgeschmissen sei ohne sie. Noch ein paar Bilder dazu, und da war es um uns geschehen und durch die kommenden Erfahrungen und Jahre haben wir unser Herz an blinde vierbeinige Gefährten verloren.

Warum ein blinder Hund?
Die Beziehung, welche sich zwischen einem blinden Hund und seinen Menschen entwickelt, ist sehr besonders.
Denn blinde Hunde sind aufgrund ihrer Behinderung noch viel mehr auf eine gute, sehr aufeinander abgestimmte Interaktion angewiesen.
Das hat den großen Vorteil, dass die Erziehung deutlich leichter und umkomplizierter ist, denn die Vierbeiner merken schnell, wie hilfreich und einfach es ist, mit den Menschen zusammen zu arbeiten, und das nicht nur im Sinne eines „blinden Gehorsams“, sondern als Team.
Kommandos wie Vorsicht (Gegenstand im Weg), hinunter, darüber sind aufgrund dessen, dass sie so hilfreich für den Hund sind, im Nu gelernt, geben Sicherheit und führen dazu, dass sehr schnell eine enge Bindung und Beziehung entsteht und der Hund sehr auf den Menschen achtet. Was oft mit viel Mühe erarbeitet werden muss, passiert hier ganz von alleine..
Und trotz der größeren Abhängigkeit sind blinde Hunde relativ selbständig: sie finden sich in der Wohnung, im Haus, im Garten unheimlich schnell alleine zurecht, bewegen sich frei und sicher.
Ähnlich wie Menschen ohne Sehkraft, entwickeln sie besonders feine Sinne, um sich zurechtzufinden.

 

Aufgrund unserer tollen Vorerfahrung sind wir auf der Suche nach einem neuen, blinden Begleiter dann auf die Seite des Tierschutzprojekts Italien gestoßen und haben Ciro entdeckt.
Schon etwas älter und blind, zuckersüß, freundlich und schon viel zu lange im Tierheim- genau unser Typ Hund!
Erste Gespräche, Bilder und Videos, die Vorfreude war riesig..

Und dann war es auch schon bald so weit und wir konnten Ciro am Treffpunkt abholen.
Bereits beim Einsteigen ins Auto um die Heimfahrt anzugehen, zeigte Ciro sich von einer seiner (zahlreichen) besten Seiten.
Er wollte keinen Schritt gehen, ließ sich aber problemlos tragen, und so hob ich ihn auf sein Bettchen, welches ich ihm im Auto eingerichtet hatte – und Ciro drehte sich drei Mal im Kreis, legte sich hin und machte die ganzen drei Stunden Fahrt ins neue Zuhause keinen Zucker mehr. Was für ein entspanntes Kennenlernen… und genau so unkompliziert ging es weiter.
Zuhause angekommen, ging es in den Garten – und was hatte er eine Freude an frischem, grünen Gras! Dann ab ins Bett- denn es war 3.00 Uhr morgens und wir konnten es kaum glauben, aber die Nacht verlief genauso wie die Autofahrt- seelenruhig lag Ciro auf seinem Kissen und schlummerte vor sich hin. Stubenreinheit kein Problem, auch wenn Ciro wohl noch nie ein Haus von innen gesehen hatte.

Und auch mit seinen vierbeinigen Kumpels verstand er sich von Beginn an gut.
Anfangs schlief er viel, so viele neue Eindrücke mussten ja auch erstmal verarbeitet werden.
Schnell hatte er sich an unseren Rhythmus gewöhnt und sprudelte vor Energie, sodass im Nu auch größere Gassi-Runden möglich waren.
Durch seine Bezogenheit läuft er bereits ohne Leine, er achtet sehr darauf, in der Nähe von uns zu bleiben und reagiert schon prima auf die Stimme, an welcher er sich sehr orientiert.

Und da er sich so problemlos eingefügt hat, konnte er bereits in der zweiten Woche mit zum Arbeiten und genießt nun sein Dasein als Therapiehund.
Hier begleitet er die Psychotherapiestunden von Kindern und Jugendlichen und genießt nebenbei zahlreiche Zuwendungen und Liebkosungen, welche er so zu schätzen und genießen weiß.
Ciro ist ein unheimlich dankbarer Hund, er hat so viel Lebensfreude, und wenn man ihn heute über die Wiesen streunern sieht, voller Energie und trotz seines höheren Alters so was von bereit, die Welt zu entdecken, dann weiß man, warum auch alte, blinde Hunde immer die richtige Wahl sind.

Dieses wunderschöne Happy End ergreift unser aller Herz.
Wir danken dem Tierarzt Dr.Lanaro dafür, dass er Alfonso auf Ciro aufmerksam gemacht hat.
Wir danken Alfonso für seinen Kampf um Ciro und die Aufnahme und Versorgung von Ciro in seinem Refugium.
Und wir danken Ciros Familie, die ihn trotz seiner Behinderung aufgenommen hat und ihm damit noch einige schöne Jahre schenkt.
Wir hoffen, dass dieser Bericht vielleicht einige Menschen dazu anregt, auch darüber nachzudenken, einem älteren oder behinderten Hund ein Zuhause zu geben.
Gerade diese Hunde sollten ihr Leben nicht in einem Tierheim verbringen, das ihnen niemals so gerecht werden kann, wie sie es bräuchten.
Gerade diese Hunde geben es mit soviel Liebe zurück.

Danke an alle !