Vereinsnews

15 Dez, 2014

Reisebericht einer Adoptantin

Dieser wunderschöne Bericht ging uns von der neuen Familie von Luna zu, die wir während der Dreharbeiten für VOX aus einer fürchterlichen Haltung befreit hatten. Eine deutsche Adoptantin hatte sich in unsere Luna verliebt, einen Flug gebucht und sich dann auf den Weg nach Apulien gemacht, um sie persönlich abzuholen.
Und ihr Reisebericht ist so schön, dass wir ihn hier sehr gerne publizieren :

Unsere Reise nach Apulien

Am 26.Oktober war es endlich so weit.
Mit viel Vorfreude auf Luna flogen wir am späten Nachmittag von München nach Bari.
Mit einem Leihwagen fuhren wir weiter nach Manduria in unser Hotel.
Anders als wir vermutet und befürchtet hatten, sahen wir auf der Fahrt keinen einzigen Straßenhund.
Das lag wohl daran, dass wir die meiste Zeit die Schnellstraße benutzten.

♥ 1. Tag
Am nächsten Vormittag wurden wir von Nina und Antonella am Hotel abgeholt und zum Canile begleitet. Dort empfingen uns die Hunde zunächst mit lautem Gebell, jedoch schnell kamen Lolly, Miki und noch viele andere Hunde freudig auf uns zu, um sich Streicheleinheiten und Leckerlis abzuholen.

Santina war mitten in der Arbeit, also zogen wir uns schnell um und halfen tatkräftig mit: Die Gehege mussten alle gesäubert werden – bei ca. 180 Hunden gibt es jede Menge „Kackerli“ zu beseitigen, Böden zu wischen, Körbchen auszuwaschen, Näpfe zu desinfizieren und schließlich brauchten alle Hunde noch Futter und Wasser. Nicht zu vergessen, allen Hunden mitgebrachte Leckerlis zu geben, Schmuseeinheiten zu verteilen und ganz viel mit ihnen zu spielen.


Das Canile machte auf uns einen sehr sauberen Eindruck und alle Hunde wirkten bestens versorgt. Dennoch war diese Arbeit geprägt von vielen Emotionen: Die vier großen Hunde, die sich zitternd, dicht zusammendrängten, mit den weit aufgerissenen Augen voller Angst. Was mochten sie wohl schon alles erlebt haben? Oder Kira, die in einem erbärmlichen Zustand gefunden wurde und dennoch sofort zutraulich auf uns zukam. Die Welpen, um die sich bestens gesorgt wurde, die aber ganz jämmerlich schrien, sobald man sie alleine ließ.

Die vielen alten Hunde, die schon ewig im Canile sind mit den manchmal resignierenden, leeren Augen. Die ganzen jungen Hunde, die uns stürmisch „überfielen“, sobald wir ins Gehege gingen. Und und und …. Wir wünschen uns nicht mehr als, dass all diese Hunde eine Familie, die sie ins Herz schließt und verwöhnt, finden.
Dann trafen wir Hope, den kleinen Hund, der zum Sterben ausgesetzt wurde und freuten uns sehr darüber, welche Fortschritte er gemacht hatte.


Nach getaner Arbeit gab es bei Santina Pasta con vongole, Fisch, süße Nachtische und Espresso. Anschließend mussten wir die ganzen Eindrücke erst einmal verarbeiten und konnten uns im Hotel etwas ausruhen, bevor es dann am Abend mit Luigia, Santina, Nina, Miki und dem Welpen, den Nina mit nach Hause nehmen wollte, in die Tierklinik ging. Miki ging es nicht so gut und er musste leider dort bleiben. Den Welpen nahmen wir unverrichteter Dinge wieder mit. Er sollte sein Gesundheitszeugnis am übernächsten Tag im Canile bekommen. Auf der Rückfahrt liefen uns auf einem der vielen Kreisel noch ein paar halbstarke Hunde mit ihrer Mutter über den Weg. Hoffentlich kommen sie nicht unter die Räder! Gegen 23 Uhr fielen wir todmüde und geschafft von den vielen Eindrücken in unser Bett.
2. Tag
Nach dem Frühstück fuhren wir gleich ins Canile, denn wir wollten wieder tüchtig mithelfen.
Jetzt ging uns die Arbeit schon leichter von der Hand, da wir wussten, was zu tun war.
Auch der Tierarzt kam an diesem Tag vorbei, um Katzen und Hunde zu kastrieren.

Als wir fertig waren, kam Angelo und fragte uns, ob wir mit auf das Oasi fahren möchten. Natürlich wollten wir!
Hatten wir doch fast drei Monate auf den Augenblick gewartet, endlich Luna und all die anderen Oasi-Hunde kennenzulernen.

Nach einer Fahrt quer durch Manduria, bei der wir das Gefühl hatten, immer nur im Kreis zu fahren, kamen wir endlich an unser Ziel.
Wir wurden freudig von allen Hunden begrüßt. Alles war noch viel beindruckender und schöner, als wir es von den Bildern kannten.

Dann sahen wir endlich in dem einen Gehege unsere Luna, die schließlich der eigentliche Grund unserer Reise war. Sie begrüßte uns schwanzwedelnd und freudig bellend. Als wir die Türe öffneten, konnten wir gar nicht so schnell schauen, wie sie hinausschlüpfte und dann ihre wilden Runden auf dem Oasi-Gelände drehte. Sie war voller Übermut und Lebensfreude, was wir nach dem Bericht über ihre Rettung nie vermutet hätten. Nach zwei, drei Runden pfiff ich leise und rief sie und schon kam sie angesaust und sprang auf meinen Schoß. Was war das für ein schönes Gefühl! Einen Hund, der so gelitten hatte, in die Arme schließen zu dürfen…
Und all die anderen Oasi-Hunde schienen sich mit ihr zu freuen!

Alle Hunde auf dem Oasi sind unvergleichlich liebe und nette Hunde. Ihnen geht es dort sehr gut.
Aber dennoch fehlt auch ihnen eine nette Familie, die sie liebt – ihre eigene Familie.
Am liebsten hätten wir sie gleich einfach alle mitgenommen!
Auch an diesem Tag genossen wir wieder Pasta und weitere Leckereien alla Santina.

♥ 3. Tag
Heute konnten wir schon viele Arbeiten selbstständig erledigen und mussten nicht immer nachfragen. Wir nutzten aber auch immer wieder die Zeit, um mit den Hunden im Canile zu spielen. Auch heute fuhren wir wieder mit auf das Oasi, denn schließlich sollte Luna uns ja ein noch ein bisschen besser kennenlernen, bevor wir sie mit nach Deutschland in ihr neues Zuhause nahmen. Außerdem machten wir jede Menge Fotos von den Oasi-Hunden. Und Luna war immer dabei…

Am Abend kauften wir zusammen mit Luigina noch eine Transportbox und eine kuschelige Decke für Luna, denn am nächsten Tag sollte es auf den langen Weg in ihr neues zu Hause gehen. Zum Abschied aßen wir alle zusammen Pizza und ließen uns den guten italienischen Wein schmecken.

4. und letzter Tag
Nachdem wir im Hotel ausgecheckt hatten, machten wir uns ein letztes Mal auf den Weg ins Canile. Dort erwarteten uns schlechte Nachrichten – den Welpen ging es gar nicht gut! Sie hatten am Vortag schon Reis bekommen, aber es half nichts. Zwei der Welpen waren in einem so schlechten Zustand, dass sie im Laufe des Tages in die Tierklinik gebracht werden sollten und außerdem war ein alter Hund über Nacht gestorben. Auch heute machten wir dann wieder unsere Arbeit, dieses Mal aber etwas wehmütig, denn wir hatten schon alle, Mensch wie Hund, ins Herz geschlossen.

Nun hieß es jedoch leider Abschied nehmen.

Dann endlich kam der große Moment und wir konnten Luna mittags auf dem Oasi abholen. Ob sie ahnte, was wir mit ihr vorhatten? Jedenfalls schien sie nicht sehr aufgeregt und ließ alles geduldig über sich ergehen. Auch während der Autofahrt nach Bari und auf dem Flughafen zeigte sie sich souverän, aufmerksam und aufgeweckt. Auch im kalten Deutschland war Luna ganz brav und neugierig.
Zuhause wurden wir  trotz später Stunde sehnsüchtig von unserem großen Italiener erwartet und ausgiebig begrüßt.

Vier wunderschöne Tage in Manduria, geprägt von vielen Emotionen und Eindrücken, sind wie im Fluge vergangen.
Wir können jetzt noch viel besser nachvollziehen, welch tolle Arbeit die Tierschützer um Luigina jeden Tag leisten und welch ein tolles und unterstützungswürdiges Projekt das Oasi Nuova Vita ist. Ein großes Lob und großen Dank an alle, die dazu beitragen, das Elend der Straßenhunde Apuliens zu lindern. Wir haben alle Achtung und allergrößten Respekt, denn wir haben die Arbeit, die tagtäglich anfällt, hautnah miterleben dürfen – und dabei gab es während dieser Zeit noch nicht einmal außergewöhnlichen Vor- oder Notfälle.

Ebenso waren wir gerührt von der Gastfreundschaft und Herzlichkeit, mit der wir empfangen und aufgenommen wurden.
Grazie mille. Wir kommen gerne wieder!

Lisa, Claudia und Luna Klaas